Fokus Forschung: Zukunft planen mit zuverlässigen Daten

Fokus Forschung: Zukunft planen mit zuverlässigen Daten

Forschung, Forschungsprojekte

Gemeinsames Projekt von Fakultät Sozialer Arbeit und Landkreis Mittelsachsen legt weitere Ergebnisse zur Sozialberichterstattung vor

Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamts <br> Mittelsachsen und anderer Akteure sind gespannt <br> auf die Ergebnisse der Mittweidaer Studierenden. <br> Im Hintergrund Jörg Höllmüller, 2. Beigeordneter <br> des Landkreises, und Professorin Isolde Heintze, <br> wissenschaftliche Leiterin des Projekts.

Wie viele Kindergartenplätze brauchen wir in zehn Jahren? Welche Angebote der gemeindepsychiatrischen Versorgung bedarf es? Welche Pflegekapazitäten für ältere Menschen benötigen wir? Um solche Fragen der sogenannten Daseinsfürsorge zuverlässig zu beantworten und die zukünftigen Aufgaben zu planen, arbeiten der Landkreis Mittelsachsen und die Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida seit Ende 2014 zusammen.

Nach einem Jahr Laufzeit des Projekts  „Entwicklung einer Sozialberichterstattung für den Landkreis Mittelsachsen“ haben die 15 am Projekt beteiligten Masterstudierenden mit Projektleiterin Prof. Dr. Isolde Heintze und Vertretern des Landkreises in der vergangenen Woche eine aktuelle Zwischenbilanz gezogen: Beim zweiten Praxisforschungstag am 27. Januar präsentierten und diskutierten die Studierenden die Ergebnisse der bisherigen Forschungsarbeit. Der Tag brachte sowohl den jungen Wissenschaftlern als auch den kommunalen Akteuren wichtige Impulse für die weitere Gestaltung des langfristig angelegten Projekts.

Im Rahmen des Praxisforschungsprojektes widmeten sich Masterstudierende über inzwischen drei Semester verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten. Die Ergebnisse der studentischen Untersuchungen wurden den Vertretern des Landkreises aus den Bereichen Jugend, Gesundheit, Soziales und dem Jobcenter vorgestellt und ergänzen den Sozialbericht, der im dritten Quartal des Jahres veröffentlicht wird.

Unter dem Titel „Regionale Differenzierung psychischer Erkrankungen und deren Auswirkung auf die gemeindepsychiatrische Versorgung im Landkreis Mittelsachsen“ forschte eine Gruppe zu psychischen Erkrankungen im Landkreis, deren Häufigkeit und regionaler Verteilung. Die Studierenden zeigten auf, dass die häufigste Diagnose „F32“ –  die depressive Episode – ist und leiteten daraus erste Bedarfe für die gemeindepsychiatrische Versorgung ab.

Eine weitere Gruppe befasste sich mit Familien- und Haushaltsstrukturen im Landkreis Mittelsachsen im Allgemeinen und zeigte im Speziellen die Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung auf. Die quantitative Untersuchung zeigte deutlich, dass besonders bei alleinerziehenden Elternteilen mehr Bedarfe bestehen als in anderen Familienformen.

Thematisch knüpfte die dritte Arbeitsgruppe unter der Überschrift: „Von Ostrau bis Neuhausen – Kinder und Jugendliche in besonderen Lebenslagen“ an und untersuchte beispielhaft in ausgewählten Kindertageseinrichtungen, ob und wie Benachteiligung sichtbar wird. Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Stadt-Land-Vergleich im Landkreis. Perspektivisch sollte diese Untersuchung in einem größeren Rahmen weitergeführt werden, um auch andere Altersgruppen zu erfassen und Typisierungen spezifischer zu charakterisieren.

Quantitative Ergebnisse zu der immateriellen Lebenslage „Teilhabe am Erwerbsleben“ präsentierten zwei Studentinnen, die sich mit Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit der mittelsächsischen Bevölkerung beschäftigt haben. Anschaulich verdeutlichten sie in diesem Kontext den Forschungsprozess im Zeitverlauf; wie es also von der Fragestellung über die Anfrage, Aufbereitung und Auswertung von Daten zu validen Ergebnissen kommt.

Abschließend wurde eine erste Bestandsanalyse der Pflegeinfrastruktur des Landkreises vorgestellt. Mittels Fragebogen wurden neben der Altersstruktur der Adressaten und dem Grad der Pflegebedürftigkeit auch institutionelle Kapazitäten und Angebotsstrukturen erfragt.

Kontinuität ist wichtig

Die Ergebnisse der Forschungsgruppen untermauern die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Sozialberichterstattung. Sie bilden Lebenssituationen ab, zeigen Entwicklungen gesellschaftlicher Teilhabechancen in bestimmten Gebieten auf, widmen sich der Frage, wo soziale Problemlagen entstehen können und welche Bedarfe sich bezüglich der Versorgung mit sozialer Infrastruktur ergeben.

Für die Verfassung des ersten kommunalen Sozialberichts des Landkreises Mittelsachsen sind die Ergebnisse aus dem Masterprojekt der Fakultät Soziale Arbeit ein wichtiger Baustein und damit auch ein weiterer Schritt hin zur Integrierten Sozialplanung.

Unter Leitung von Prof. Dr. Isolde Heintze werden die Projektmitarbeiterinnen Tabea Esche M. A. und Friederike Haubold B. A. in den kommenden Monaten weitere Auswertungen für den Sozialbericht erarbeiten. 

Text: Friederike Haubold
Fotos: Helmut Hammer