Wissens- und Technologietransfer

Für die Hochschule Mittweida besitzt der Wissens- und Technologietransfer einen hohen Stellenwert, insbesondere durch den Anspruch nationale und internationale Kooperationen zu etablieren und gleichzeitig Verantwortung für die regionale Entwicklung zu übernehmen. Das Rektorat der Hochschule Mittweida hat im Benehmen mit dem Senat im Juni 2018 eine Transferstrategie und im Dezember 2021 eine KI-Strategie verabschiedet.

Für den Wissens- und Technologietransfer hat sie folgende vier strategische Handlungsfelder definiert:

1. Transfer über Kooperationen

Anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungs- (FuE)-Projekte mit Unternehmen sind der wichtigste Transferkanal der Forschung. An der Hochschule Mittweida laufen seit einigen Jahren mehr als 100 Drittmittelprojekte pro Jahr. Die Drittmitteleinnahmen beliefen sich im Jahr 2022 auf 17,2 Mio. Euro bei 218 Projekten. Den mit 4,8 Mio. Euro größten Anteil hatten Bundesförderungen (BMBF, BMWi und andere). Vom Freistaat Sachsen wurden 1,6 Millionen Euro und von sonstigen Organisationen 1,1 Millionen Euro eingeworben. Einen hohen Zuwachs verzeichnet die Hochschule Mittweida bei Projekten, die von der Europäischen Union finanziert wurden: 3,4 Mio. Euro wurden aus den EU-Strukturfonds (ESF) und anderen EU-Programmen eingeworben. Die ESF-Projekte zielen vor allem auf den wissenschaftlichen Nachwuchs und Technologieprojekte an der Hochschule und damit die Zukunftssicherung für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Sachsen. Einen besonderen Stellenwert besitzen Kooperationen der Hochschule mit der Wirtschaft. Hier wurden im Jahr 2020 mehr als 40 Projekte mit einem Volumen von 1,6 Mio. Euro bearbeitet.

Ca. ein Viertel der Projekte an der Hochschule Mittweida sind dem wirtschaftlichen Bereich der Auftragsforschung und der Forschungsdienstleistungen zu zuordnen. Dazu besteht für Unternehmen und Institutionen die Möglichkeit zur Nutzung von Laboren und Geräten der Hochschule Mittweida. Die Hochschule Mittweida verfügt über drei zentrale wissenschaftliche Einrichtungen, 8 In-Institute sowie eine Vielzahl von Kooperationspartnern in Forschung und Lehre. Die hochschulnahen Institute stellen eine ideale Plattform zur Zusammenarbeit zwischen der Hochschule und der Industrie dar.

Neben den anwendungsorientierten FuE-Projekten führt die Hochschule Mittweida derzeit ein weiteres Transferprojekt durch, um das Transferpotential der Hochschule zu identifizieren sowie die Transferaktivitäten der Hochschule nachhaltig zu fördern:

Innovative Hochschule - Saxony5 2.0
Der Verbund der fünf sächsischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften “Saxony5 2.0” verfolgt sechs Leitziele, um dieses Gesamtziel zu erreichen. Jedes Leitziel enthält innovative Ansätze, um das Gesamtziel zu erreichen. Unter dem Ziel „Professionalisierung" wird eine Transfer­Instrumentenbibliothek aufgebaut, die nach Projektende themenunabhängig durch die Wissenschaftler*innen genutzt werden kann. Mit der „Profilierung" konzentrieren sich die Hochschulen zunächst auf transferstarke Themen. Anhand von Best-Practice werden weitere Wissenschaftler*innen mit anderen Fachthemen zum Transfer aktiviert. Im Rahmen der „Mobilisierung" erschließt der Verbund neue Wege, um bisher ungenutzte Transferpotentiale hinsichtlich Zielgruppe, Region und Bedarf zu schaffen. Das Leitziel „Effektivierung" verfolgt die Entwicklung von innovativen, Kl-gestützten Datenmodellen. Sie werden dabei helfen die Transferinstrumente effektiv und ressourcenarm zu gestalten und anzuwenden. Durch die Orientierung der Transferthemen an gesellschaftlichen Herausforderungen im Leitziel „Motivierung", schafft der Verbund eine motivierende Zielstellung. Weitere Informationen zum Projekt finden sich hier (link)

2. Transfer über Köpfe

Ein anspruchsvoller Ansatz Transfer über Köpfe zu erreichen sind industriefinanzierte Stiftungsprofessuren. Im Jahr 2011 gelang die Finanzierung einer solchen im Bereich Lasertechnik, 2018 folgte die Zweite im Bereich Lasertechnologien. Weitere Stiftungsprofessuren wurden an der Fakultät Computer- und Biowissenschaften sowie der Fakultät Soziale Arbeit geschaffen. Weitere Bestrebungen Stiftungsprofessuren zu etablieren, sollen vor dem Hintergrund des Wissens- und Praxistransfers sowie der im Vergleich geringen Personalstärke an der Hochschule intensiviert werden.

Ebenfalls einen hohen Stellenwert für den Wissensschafts-/Praxistransfer besitzen die kooperativen Promotionsverfahren. Diese werden beispielsweise mit Einrichtungen wie der TU Dresden, TU Bergakademie Freiberg, TU Chemnitz, TU Ilmenau, Universität Leipzig betreut.

Als Hochschule der Angewandten Wissenschaften besitzen Praktika und Praxissemester in den Studiengängen einen wichtigen Anteil (87% der Studierenden an sächsischen HAWs absolvieren ein solches, Quelle: Studium und Berufseinstieg – Ergebnisse der zweiten sächsischen Absolventenstudie 2014, Dresden). So erfolgt ein intensiver Wissenschafts-/Praxistransfer schon während der Studienphase.

3. Transfer über Ausgründungen und Schutzrechte

Gründungen werden an der Hochschule Mittweida als der effektivste Weg des Wissens- und Technologietransfers verstanden, sie versteht sich daher als gründerfreundliche Hochschule. Dieser Aspekt ist auch in der Zielvereinbarung der Hochschule Mittweida verankert. Die Förderung von Gründungen erfolgt durch eine Vielzahl engagierter und gründungsaffiner Lehrender sowie seit 2002 durch die Integration von Leistungen des Gründernetzwerks SAXEED. An der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen existiert ein Existenzgründerteam welches pro Jahr mehr als 100 Kontakte pflegt.

Die Patentierung von Erfindungen ist ein Merkmal von hoher FuE-Kompetenz und fördert die Reputation von Hochschule und Wissenschaftlern zugleich. Die Hochschule Mittweida hat seit dem Jahr 2007 mehr als 87 Erfindungen zum Patent oder zum Gebrauchsmuster angemeldet. In Forschungskooperationen mit Unternehmen wird die Anmeldung von Schutzrechten von Anfang an in alle Phasen der Projektbearbeitung integriert. Die Hochschule finanziert aussichtsreiche Patentanmeldungen - vorwiegend über Projekte – und hält diese maximal 5 Jahre. Nach 5 Jahren Haltedauer erfolgt mit Ausnahme von Basispatenten jährlich die Prüfung auf positive Verwertungsaussicht. Als gründerfreundliche Hochschule wird die Verwendung von Patenten als Basis für Ausgründungen ermöglicht.

4. Transfer über Kommunikation

Die Förderung des wissenschaftlichen Lebens umfasst Maßnahmen, die auch den Wissens- und Technologietransfer über den Transferkanal Kommunikation befördern und die Weitergabe von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Forschungskommunikation ermöglichen. An der Hochschule Mittweida erfolgt dies insbesondere durch:

  • Wissenschaftliche Konferenzen, Tagungen und Workshops
  • Wirtschaftsorientierte Veranstaltungen wie z.B. Workshops, Dialoge, Foren
  • Forschungsmessen
  • Vergabe von Forschungspreisen
  • die Gremienarbeit der Senatskommission Forschung
  • Aktivitäten der Wissenschaftler:innen an der Hochschule Mittweida auf Fachtagungen, Mitwirkungen bei Kolloquien, Seminaren und wissenschaftlichen Veranstaltungen
  • Hochschulpublikationen, z.B. Scientific Reports
  • Forschungsberichte
  • Forschungsmarketing, z.B. über Social Media
  • Unser Forschungsinformationssystem

KI-Strategie

Der Hochschule Mittweida kommt im Rahmen ihres Lehr- und Forschungsangebotes im Kontext von KI eine besondere Rolle zu. Sie bildet den Nachwuchs zur Lösung der Probleme der Zukunft aus und forscht an technologischen Lösungen zur Erzielung von Arbeitserleichterungen bzw. effizienten Realisierungen. Auf Grund des Potenzials der KI-Algorithmen und KI-Anwendungen sowie der schnellen technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung beabsichtigt die Hochschule Mittweida mit dieser Strategie einen schnelleren und effektiveren Austausch mit Wirtschaft und Gesellschaft im Rahmen ihrer Lehr- und Forschungsaktivitäten zu befördern. Die Ziele der KI-Strategie der Hochschule Mittweida spiegeln den wissenschaftlichen Diskurs und Forschungsprozess, die akademische Lehre und den hochschulinternen Entwicklungsprozess im Hochschulmanagement wider. Sie gelten als Eckpunkte der Entwicklung an der Hochschule Mittweida.

Die Hochschule Mittweida stellt sich die folgenden Ziele im Rahmen der KI-Strategie:

1. Die Hochschule Mittweida soll ein maßgebender Standort im Freistaat Sachsen für die Entwicklung von KI-Anwendungen und die KI-Forschung sein. Die HSMW stärkt mit eigener KI-Kompetenz und -forschung die Region Chemnitz/Mittel- und Westsachsen.

2. Die Hochschule Mittweida etabliert sich als KI-Partner für regionale und überregionale Unternehmen der Wirtschaft sowie für öffentliche Einrichtungen und Behörden.

3. Das KI-bezogene Forschungs-, Lehr- und Weiterbildungskonzept ist in die Hochschulentwicklungsplanung eingebettet.

4. Die Hochschule Mittweida wird die Potentiale von KI nutzen, um Lehre, Forschung und Transfer sowie das Hochschulmanagement an der Hochschule zu verbessern.

5. Die Hochschule Mittweida schafft die Voraussetzungen, dass alle Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitende KI erfahren können. Themengebiete der KI sollen integraler Bestandteil der Studierenden- Ausbildung sein und beziehen auch die Weiterbildung der Lehrenden und Mitarbeitenden ein. Damit schafft die Hochschule Mittweida ein Klima von KI-Akzeptanz durch gezielte Aus- und Weiterbildung.

6. Die Hochschule Mittweida schafft eine IT-Infrastruktur, die den Einsatz von KI in der Ausbildung, der Forschung und der Anwendung ermöglicht.

7. Die Hochschule Mittweida bündelt komplementäre Kompetenzen für einen effektiven KI-bezogenen Wissens- und Technologietransfer.

8. Die Hochschule Mittweida strebt einen ethisch und sozial verantwortungsvollen Umgang mit KI und deren gemeinwohlorientierte Entwicklung an und wird sich mit Fragen, die aus dem Einsatz von KI resultieren auseinandersetzen.

9. Die Hochschule Mittweida fördert den akademischen Nachwuchs im Themenumfeld der KI.

10. Die Hochschule Mittweida will die personelle KI-Kompetenz stärken und erweitern.