Prof. Leif Goldhahn, Christina Pietschmann und Sebastian Roch erforschten seit Juli 2019 die Auswirkungen von physischen und psychischen Veränderungen der Leistungsfähigkeit älterer Mitarbeiter. Diese Erkenntnisse zeigen wichtige Einflussfaktoren bei der individuellen Gestaltung und Anpassung des Arbeitsplatzes auf. So müssen Faktoren wie die sich ändernde Sehfähigkeit, ein Teil hiervon ist das Farbsehen, besonders berücksichtigt werden. Denn eine „falsche“ Farbwahl (speziell im kurzwelligen Spektralbereich – betrifft Blau- und Grüntöne) kann sich bereits ab dem 30. Lebensjahr auswirken und dazu führen, dass die Information gar nicht oder fehlerhaft bei den MitarbeiterInnen ankommt. Ein weiterer zu berücksichtigender Faktor ist die sich ändernde Sensibilität. Diese muss insbesondere bei der Gestaltung der Mensch-Technik-Interaktion, wie einer Touch-Bedienung oder Systemrückmeldungen mit haptischen Feedbacks berücksichtigt werden.
Am 21.11. des vergangenen Jahres fand dazu der Workshop Teilhabe 55+ am Institut InnArbeit statt, welcher vor allem auf reges Interesse bei den MitarbeiterInnen der Hochschule Mittweida und bei Besuchern von regionalen Firmen stieß. Neben der Vorstellung von altersbedingten Einschränkungsfaktoren der Leistungsfähigkeit wurden auch zahlreiche Gestaltungsansätze für Arbeitsplätze vermittelt. und die WorkshopteilnehmerInnen testeten diese sowohl im realen, als auch im virtuellen Umfeld.
Im Projekt erfolgte die pilothafte Gestaltung eines Montagearbeitsplatzes zur Steckdosenmontage. Dieser Arbeitsplatz wurde um Hilfsmittel, wie eine Lupenlampe, eine Arbeitsplatzmatte und einen höhenverstellbaren Arbeitsstuhl zur ergonomischeren Arbeitsplatzgestaltung erweitert. Auch die Anordnung der Materialien und die Bereitstellung von Arbeitsmitteln wurden neu durchdacht und auf Grund gewonnener Erkenntnisse angepasst. Die TeilnehmerInnen probierten die Hilfsmittel aus und passten den Arbeitsplatz an ihre Bedürfnisse an.
Weiterhin stellte das Team um Prof. Goldhahn im Workshop das Konzept zur Nutzung von Virtual Reality für die Arbeitssystemgestaltung vor, welches die Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse zulässt. Dazu werden die gestalterischen Maßnahmen virtuell in einer Modellumgebung abgebildet, es wird ein SOLL- / IST-Abgleich durchgeführt und abschließend können diverse gestalterische und ergonomische Schwerpunkte mit den MitarbeiterInnen und ArbeitsplanerInnen diskutiert werden. Auch hier waren die TeilnehmerInnen eingeladen den virtuellen Arbeitsplatz an ihre Bedürfnisse anzupassen und so die Nutzung von Virtual Reality für die Arbeitssystemgestaltung selbst zu testen.
Der Workshop war ein voller Erfolg, was auch Herr Höhne von einem mittelständischen Fertigungsbetrieb aus der Regionmit den Worten bestätigte „Für mich als Arbeitsvorbereiter war es sehr informativ. Ich konnte mal live miterleben, wie man heute mit modernster Technik Abläufe und Arbeitsplätze gestalten kann. Auf jeden Fall war es ein Wissenszugewinn.“ Die Gespräche und die Auswertung von Fragebögen zeigen viele Ansätze, Ideen und Fragen für die weitere Forschung und Unternehmenspraxis auf.
Das Forschungsprojekt Teilhabe wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.
Text: Christina Pietschmann / Prof. Leif Goldhahn
Fotos: Robert Eckardt