Fokus Forschung: AnthroWorks3D – Skelette für die Ewigkeit

Fokus Forschung: AnthroWorks3D – Skelette für die Ewigkeit

Forschung, Konferenzteilnahmen, Veranstaltungen, Forschungsprojekte

Anthropologen und Medieninformatiker der Hochschule Mittweida und der Universität Göttingen digitalisieren Skelette | Symposium am 18. März an der Hochschule Mittweida

In diesem Bild sind 3D-Modelle der Knochen einer ganzen Hand abgebildet, die alle in einer Runde gescannt wurden.
In diesem Bild sind 3D-Modelle der Knochen einer ganzen Hand abgebildet, die alle in einer Runde gescannt wurden. Da jeder Knochen ein separates Modell darstellt, ist es für den Scanvorgang nicht notwendig, sie nach ihrer anatomischen Position anzuordnen

Derzeit untersuchen Anthropolog:innen der Universität Göttingen 200 menschliche Skelette. Sie nutzen dazu AnthroWorks3D. Das Tool stellt einen Lösungsansatz da, um 3D-Modelle von Skeletten herzustellen und zu analysieren.

Das in Göttingen untersuchte Skelett-Kollektiv wurde im Jahr 2015 bei Frankfurt-Rödelheim (Hessen) entdeckt. Es lässt sich zweifelsfrei Soldaten der Armee Napoleons zuordnen, die dort Anfang des 19. Jahrhunderts in einem Massengrab beigesetzt worden waren.

Menschliche Skelette sind Träger wichtiger Informationen auch über das Individuum hinaus. Die Historische Anthropologie bekommt Zugang zu diesen Informationen durch das Lesen der Spuren am Skelett. Die Analyse eines Skeletts liefert das biologische Profil und Hinweise auf das Leben eines des Individuums. Wenn aber die Überreste von Gruppen von Individuen untersucht werden, können die gesammelten Informationen auch Einblicke über die demografische Zusammensetzung der Bestatteten sowie Ereignisse oder Lebensumstände der damaligen Zeit geben. Die Analyse menschlicher Überreste hilft somit, die Vergangenheit zu rekonstruieren und zu verstehen.

Bildschirmansicht eines Programmes mit einem digitalisierten Skelett und einzeln analysiertem KnochenDoch die Skelette in Rödelheim stehen nicht dauerhaft für Forschungsarbeiten zur Verfügung, demnächst sollen sie erneut bestattet werden. Damit auch danach die Skelette für Forschungsarbeiten verfügbar sind, konzipierte die Forschungsgruppe FoSIL(Forensic Science Investigation Lab) der Hochschule Mittweida gemeinsam mit den Anthropologen der Universität Göttingen das Tool AnthroWorks3D als Lösungsansatz, bei dem 3D-Modelle von Skeletten erzeugt und gleichzeitig analysiert werden.

AnthroWorks3D hebt sich von anderen Tools ab, in dem es interdisziplinär und anwendungsfreundlich Techniken der Photogrammmetrie, Erkenntnisse aus User Experience Research und Knowhow aus der Spieleentwicklung bündelt und mit anthropologischem Fachwissen verknüpft.

Das Landesamt für Archäologie Sachsen bringt seine Anwenderperspektive ins Projekt ein und trägt zur Evaluierung des Werkzeugs bei.

Erstmals vorgestellt haben die Wissenschaftler:innen aus Mittweida und Göttingen AnthroWorks3D bei der digitalen CIDOC-Konferenz im Dezember 2020. CIDOC steht für „Comité international pour la documentation“, einer Arbeitsgruppe zur Erarbeitung von Dokumentationsstandards des ICOM - International Council of Museums. Ihr Ziel ist die Erarbeitung und kontinuierliche Weiterentwicklung musealer Dokumentationsstandards.

Der Konferenzbeitrag kann unter folgendem Link angeschaut werden

Am 18. März 2021 veranstaltet die Forschungsgruppe FoSIL der Hochschule Mittweida gemeinsam mit Vertreter:innen der Historischen Anthropologie und Humanökologie der Universität Göttingen ein eintägiges Online-Symposium zur Digitalisierung von osteologischen Sammlungen und Serien und der Nutzung der Digitalisate. Das Symposium richtet sich an Vertreter aller Fachrichtungen, die mit Skelettsammlungen und Skelettserien arbeiten und zum digitalen Wandel dieser Arbeit beitragen

„Digital bis ins Mark“, so lautet der Titel der Veranstaltung, deren Ziel es ist, mit Vertretern der vielfältigsten Fachrichtungen eine Bestandsaufnahme vorhandener Lösungen vorzunehmen und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für die vielfältigen Arbeits- und Umgebungsbedingungen für die Skelettdigitalisierung zu finden.

Das Programm des Symposiums ist hier verfügbar. Eine Anmeldung ist noch möglich.

Weitere Informationen und Projektpartner
Vorstellung von AnthroWorks3D (Videos zu den Funktionen und der CIDOC-Beitrag als Video)
FoSIL (Forensic Science Investigation Lab) – Forschungsgruppe der Forschule Mittweida
Historische Anthropologie und Humanökologie am Johann-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie der Universät Göttingen
Landesamt für Archäologie Sachsen

Text und Fotos: FoSIL, Hochschule Mittweida

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