Fokus Forschung: Von A bis Z – die Grundbegriffe Sozialer Arbeit und der Geschlechterforschung

Was war die Motivation für die Neuauflage?

Viele positive Rückmeldungen über den Nutzen des „Wörterbuchs“ für die Praxis, Lehre und Forschung haben sich verbunden mit der Anfrage nach einer Neuauflage. Veränderungen in den geschlechtertheoretischen Grundlagen sowie der rasche gesellschaftliche Wandel erfordern Reflektionen und Überarbeitungen bisheriger Perspektiven. So sehen sich Akteur:innen in allen Bereichen der Sozialen Arbeit mit der Herausforderung konfrontiert, dass die Bedeutung von Geschlecht als relationaler bzw. intersektionaler Kategorie für die Soziale Arbeit immer wieder neu reflektiert, erschlossen und weiterentwickelt werden muss. Nur auf einer solchen Grundlage kann eine geschlechter- und diversitätsbewusste Soziale Arbeit Eingang in professionelles Handeln, in die Konzeption von Forschungsprojekten, in die Lehre und die Curricula der vielfältigen Bachelor- und Masterstudiengänge finden.

Mit der neuen Publikation möchten die drei Herausgeber:innen – genau wie vor elf Jahren – Praktiker:innen, Student:innen und Dozent:innen den Zugang zum Stand des Wissens über Geschlechterperspektiven der Sozialen Arbeit mit Hilfe orientierender Stichwörter erleichtern und ihnen Argumentationshilfen für die Analyse von gesellschaftlich und/oder individuell wahrgenommenen sozialen Problemen geben.

Was ist neu bzw. anders?

Jeder Begriff wird in der Neuauflage ausführlicher erläutert, mit einem Dateigröße von 10.000 Zeichen. Das schlägt sich auch im Umfang der Publikation nieder, hatte die erste Auflage noch 545, so sind es jetzt 821Seiten.

16 Beiträge der alten Auflage sind in der Veröffentlichung nicht mehr enthalten, dafür wurden folgende 35 Begriffe neu aufgenommen: Antifeminismus, Antisemitismus, Berufsethik, Biografie- und Erinnerungsarbeit, Digitalisierung, Elterliche Sorge, Femizid, Flucht und Asyl, Genitalverstümmelung, Historische Perspektiven der Sozialen Arbeit bis 1945, Historische Perspektiven der Sozialen Arbeit ab 1945, Homo*- und Trans*feindlichkeit, Inklusion, Intergeschlechtlichkeit, Klassismus, Konfliktorientierung, Menschenhandel, Trauererleben, Theorien Sozialer Arbeit, Sozialer Konflikt, Soziale Medien, Soziale Bewegungen, Soziale Arbeit, Sexuelle Dienstleistungen, Schutzkonzepte, Schulsozialarbeit, Menschenrechte, Mobbing, Nachhaltigkeit, Ökonomie, Postheteronormativität, Postkoloniale Theorie, Verantwortung, Vulnerabilität.

Was sieht man heute anders als bei der Erstauflage?

Die Theorieperspektiven verändern sich: Die Kategorie Geschlecht wird als intersektionale oder auch interdependente Kategorie verstanden, als komplexes Zusammenspiel von Geschlecht mit anderen Ungleichheitskategorien wie Klasse/Schicht, Alter, Staatsbürger:innenschaft, sexueller Orientierung, Behinderung, Ethnisierungs- und Rassifizierungsprozessen.

Wo sind die Themen des Buches aktuell an der Hochschule Mittweida verortet?

In der Forschung und Lehre der Sozialen Arbeit sind Geschlechterperspektiven als Querschnittsthema verankert. Insofern finden alle 175 Stichworte eine Entsprechung in den Themen der Lehrveranstaltungen.

Prof. Dr. phil. Gudrun Ehlert ist Sozialarbeiterin und Sozialwissenschaftlerin und lehrt seit 1996 an der Fakultät Soziale Arbeit. Geschlechterperspektiven in der Sozialen Arbeit sind ein Schwerpunkt ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit. Sie engagiert sich in der Sektion „Gender und Queer Studies“ der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit und ist Autorin zahlreicher einschlägiger Veröffentlichungen. Ebenfalls 2022 erschien das Lehrbuch „Geschlechterperspektiven in der Sozialen Arbeit. Basiswissen und Konzepte“ im Wochenschau Verlag.

Gudrun Ehlert / Heide Funk / Gerd Stecklina (Hrsg.)
Grundbegriffe Soziale Arbeit und Geschlecht
Mit E-Book inside
2., vollständig aktualisierte Auflage 2022,
821 Seiten, Hardcover, € 78,–
ISBN 978-3-7799-6503-9
Auch als E-Book erhältlich

Text: Prof. Gudrun Ehlert
Foto: Helmut Hammer