Fokus Forschung: Auf der Suche nach der Varroaresitenten Honigbiene

Fokus Forschung: Auf der Suche nach der Varroaresitenten Honigbiene

Forschung, Veranstaltungen

Landesverband Sachsen Zucht Varroamilben resistenter Bienen e.V. veranstaltete die erste von zwei Varroamilbenauszählungen des Jahres im Gerhard-Neumann-Bau an der Hochschule Mittweida.

Blick in Raum, Personen sitzen vor Mikroskopen an Tischen
Starke Unterstützung auch von studentischer Seite bei der Auszählung der Varroamilben. Die Einweisung erfolgte mit einer Demonstration am Mikroskop, die alle Anwesenden über den Beamer mitverfolgen konnten.

Im Gerhard-Neumann-Bau der Hochschule Mittweida trafen sich am 09. und 10. Juli Imker des Landesverband Sachsen Zucht Varroamilben resistenter Bienen e.V. (LSZVRB) um den Varroamilbenbefall ihrer Bienenvölker zu bewerten. Die Imker des LSZVRB haben es sich zum Ziel gemacht durch Züchtung die Varroamilbe, den schlimmsten Feind der Honigbienen, den Garaus zu machen.

Der Parasit befällt die Brut und saugt sich an den heranwachsenden Bienen fest. Dabei entzieht die Milbe den Bienenpuppen lebenswichtigen Körpersaft und überträgt gefährliche Viren. Ist der Varroabefall besonders schwer, kann dies zum Kollaps eines gesamten Bienenvolkes führen. Befallene Bienenstöcke mit Ameisensäure oder Puderzucker zu behandeln gehört zu den gängigen Methoden, die Imker anwenden, um ihre Völker von der Milbe zu befreien. Leider sind diese Methoden nicht zu hundert Prozent effektiv und schaden teilweise den Bienen. Auch der Einsatz von Medikamenten ist weniger vorteilhaft, da Rückstände im Honig verbleiben können. Würden die Honigbienen die Milbe selbstständig bekämpfen, könnten Imker auf intensive Behandlungsmethoden verzichten. Es gibt Verhaltenseigenschaften innerhalb der Honigbienenvölker, wie die Varroasensitive Hygiene (VSH), bei denen die Arbeiterin den Deckel der Brutzellen öffnet und somit die Reproduktion der Milbe stört. Schließt sie den Deckel wieder, kann der Imker sicher sein, dass die Bienen hier gegen die Milbe vorgegangen sind. Das sogenannte Recapping lässt sich auch unter dem Mikroskop erkennen.

Durch künstliche Befruchtung ausgewählter Bienenköniginnen versuchen die Imker Resistenz- bzw. Toleranzeigenschaften zu festigen und mit den anschließenden Auszählaktionen für die weitere Zucht zu selektieren. Dabei werden die vermehrungsfähigen Varroamilben in den Brutzellen der Bienenpuppen dokumentiert. Unter dem Mikroskop werden die Brutzellen mit einer Pinzette geöffnet, die Puppe herausgezogen und die Milben (Mutter, Männchen und Tochter) können gezählt werden. Die Protokolle für die Zählung wurden vom Bieneninstitut Kirchhain erstellt und sind die wissenschaftliche Grundlage für die Datenerfassung.

Forscher arbeiten bereits daran, die genetischen Grundlagen dieser Verhaltenseigenschaften zu entschlüsseln. Zwar sind eine ganze Reihe Kandidatengene bekannt, der komplexe Mechanismus hinter der natürlichen Varroamilbenbekämpfung durch die Honigbiene ist aber noch nicht verstanden. In Kooperation mit der Forschungsgruppe um Röbbe Wünschiers, Professor für Biochemie und Molekularbiologie an der Hochschule Mittweida, will der LSZVRB die Erfolge ihrer Varroaresistenzzucht genetisch evaluieren. Parallel zur künstlichen Besamung der Königinnen oder Auszählungsterminen sammeln Professor Wünschiers´ Mitarbeiter Probenmaterial der Bienen, um es im Labor zu untersuchen.

Zur Auszählung in Mittweida wurden über 60 Bienenvölker auf die Varroamilbe geprüft und Waben ausgezählt. Dabei halfen auch Studierende der Hochschule Mittweida, die freiwillig an der Aktion teilnahmen. Wurde eine Milbe in einer Zelle gefunden, wurde geprüft, ob diese Milbe sich reproduziert hat und ein Männchen und Tochtermilben vorhanden sind. Ist kein Männchen vorhanden oder keine Tochtermilbe, so ist die Vermehrung der Milbe unterbrochen. Das ist das erwünschte Zuchtziel. Seit 2018 betreibt der Landesverband die Varroaresistenzzucht mittels künstlicher Befruchtung. Somit konnten bereits Völker mit über 80% VSH etabliert werden.

Auch Gäste waren willkommen, um den Imkern am Mikroskop über die Schulter zu schauen oder einen Blick in einen Bienenkasten zu werfen. Außerdem stellten die Vorstandsmitglieder des LSZVRB Dietmar Uhlemann und Olaf Schwerdtfeger in öffentlichen Vorträgen Grundlagen zur Varroaresistenzzucht der Honigbiene vor. In weiteren Vorträgen sprachen Professor Röbbe Wünschiers und seine Mitarbeiterin Lisa Prudnikow über bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse zur genetischen Forschung und weiteren Projekten zum Schutz der Bienen.

Eine zweite Auszählung wird am 20. und 21.08.22 stattfinden. Wer sich für diese Aktion interessiert und beim Zählen mithelfen möchte, kann sich bei Frau Nadine Wappler per Mail anmelden. Weiteres Wissen zur Resistenzzucht sowie aktuelle Termine des LSZVRB finden Sie hier: https://www.varroaresistenzzucht.de/en/

Text: Lisa Prudnikow
Fotos: (1), (4-6): Hochschule Mittweida, (2-3): Fachgruppe Biotechnologie und Chemie