Fokus Forschung: Vier Fäuste aus Mittweida - Branchentreff bei den ZVO Oberflächentagen in Berlin

Fokus Forschung: Vier Fäuste aus Mittweida - Branchentreff bei den ZVO Oberflächentagen in Berlin

Forschung, Konferenzteilnahmen, Nachwuchsforschung

Forscher-Nachwuchs präsentiert aktuelle Ergebnisse

Portraitbild von drei Personen
Nurul Amanina Binti Omar (links), Regina Halmich (Mitte), Scott Dombrowe (rechts

Mit insgesamt 540 „Sportlern“ aus dem Bereich der Oberflächen- und Galvanotechnik wurden in diesem Jahr vom 13. bis 15. September in Berlin die Oberflächentage des Zentralverbandes Oberflächentechnik e.V. (ZVO) ausgetragen. Ziel der Oberflächentage ist die gezielte Vernetzung von Forschung und Praxis zum Thema Galvano- und Oberflächentechnik und die Unterstützung der branchenübergreifenden Kommunikation. Innerhalb des bis zu fünfzügigen Tagungsprogramms bekommen stets auch junge Kolleg:innen die Chance, aus ihren Forschungsprojekten zu berichten und Ergebnisse vorzustellen. Unter den Teilnehmenden befanden sich auch zwei Mittweidaer Nachwuchswissenschaftler:innen: Nurul Amanina Binti Omar und Scott Dombrowe aus der Arbeitsgruppe Oberflächen- und Galvanotechnik unter Leitung von Professor Frank Köster.

Eröffnet wurden die Oberflächentage nicht durch einen Glockenschlag, sondern durch eine Rede von Stargast Regina Halmich als erste deutsche Boxweltmeisterin. Der Titel ihrer Keynote lautete „Bloß nicht in den Seilen hängen. Was Erfolg im Ring und im Business gemeinsam haben.“. Bei diesem Vortrag knüpfte sie Zusammenhänge zwischen ihrer Karrierelaufbahn und frisch gegründeten Startups bzw. länger bestehenden Unternehmen. Gleiche Zusammenhänge lassen sich aber auch auf die Forschung übertragen. So hätte statt das Wort Business auch sehr gut das Wort Forschung im Titel integriert werden können. Der Grund dafür ist, dass sie als Pionierin des weiblichen Boxsports harte Rückschläge verkraften musste. Gerade zu Beginn ihrer Boxkarriere, welche mit einer Niederlage startete und die Medien dies hochleben ließen, durfte sie sich mit jungen 18 Jahren nicht davon beeindrucken und sich nicht von ihrem Ziel – Weltmeisterin zu werden - abbringen lassen. Schließlich konnte sie sich durch die Unterstützung nahestehender Personen, ihrer Disziplin, ihrem starken inneren Willen und ihrer Einstellung, sich nicht unter dem Wert verkaufen zu lassen, im Ring aber auch außerhalb dessen im männerbetonten Kampfsport durchsetzen. Diese Geschehnisse können im fast gleichen Sinne auch auf die Forschung übertragen werden. Es ist Mut erforderlich, etwas Neues zu erforschen, was noch nicht existent ist und eventuell nicht dem Mainstream entspricht. Des Weiteren zählen harte Rückschläge in der Forschung zum Alltag. Mit einem starken Forschungswillen, einer starken Entschlossenheit am Forschungsziel festzuhalten, einem guten Forschungskollegium und gutem Forschungsequipment können neue Ideen entwickelt und auftretende Rückschläge abgefedert werden.

„In den Seilen“ hingen die beiden Mittweidaer „Sportler“ ganz und gar nicht, im Gegenteil: präsentiert wurden jüngste Forschungsergebnisse aus Projekten der Arbeitsgruppe zu branchenaktuellen Themen. Nurul Amanina Binti Omar referierte über chemisch abgeschiedene, verschleißoptimierte Nickel-Phosphor-Bor (Ni-P-B) Dispersionsschichten als Möglichkeit zur Einsparung von Materialkosten zur Herstellung von beispielsweise Industriemessern. In ihrem Vortrag präsentierte sie Ergebnisse zu Mikrohärtemessungen, Materialanalysen und Eigenspannungsuntersuchungen.

Scott Dombrowe berichtete über galvanisch abgeschiedene Nickel-Wolfram (Ni-W) Legierungsschichten aus wässrigen Elektrolyten als Alternative zu Hartchromschichten. In seinem Vortrag wurden Ergebnisse hinsichtlich des Einflusses von hydrodynamischen Parametern wie Konvektion, Temperatur und Stromdichte auf die Ni-W Legierungszusammensetzung präsentiert.

Sportlich fair ging es auch in den Diskussionsrunden zu, in denen sich beide „Nachwuchssportler“ erfolgreich behaupten konnten. Wie in den zurückliegenden ZVO Oberflächentagen bot die Veranstaltung auch dieses Jahr wieder eine sehr gute Gelegenheit, bestehende Kontakte zu pflegen und neue Kontakte für mögliche Projektkooperationen zu knüpfen. Schlussfolgernd war die Teilnahme der Nachwuchsforschenden an den Oberflächentagen bereichernd. In diesem Sinne: Auf zur nächsten Runde!

Text: Scott Dombrowe
Fotos: Nurul Amanina Binti Omar, Scott Dombrowe