Fokus Forschung: Lehre trifft auf Praxis am Beispiel Feuerverzinken

Fokus Forschung: Lehre trifft auf Praxis am Beispiel Feuerverzinken

Forschung

Industrielle Anlagen im Labormaßstab darstellen und dabei Projektmanagement lernen

Gruppenbild: Personen mit Schutzhelm und Warnweste
Studierende der Hochschule Mittweida und Mitarbeiter:innen der Arbeitsgruppe Galvano- und Oberflächentechnik

Ein zentraler Fokus an der Hochschule Mittweida war schon immer eine praxisnahe Lehrausbildung. Um diese Praxisnähe weiter auszubauen, bemühen sich die Lehrenden um eine ständige Weiterentwicklung der Lehrinhalte und Modernisierung der Laborgeräte bzw. des Anlagenparks. Im Rahmen des neuen KEP-Moduls (Kooperatives Entwicklungsprojekt) wird zurzeit die Idee, eine Feuerverzinkungsanlage im Labormaßstab zu bauen und in Betrieb zu nehmen, von einer Gruppe des Studiengangs Bachelor Maschinenbau umgesetzt.

Das Feuerverzinken ist ein Beschichtungsverfahren bei dem Bauteile direkt in schmelzflüssiges Zink (450°C) getaucht werden. Vorgelagert sind diesem Prozess Entfettungen, Beizen, Spülen und Flussmittelbäder. Typische Bauteile sind Leitplanken, Pfähle und Gitterroste. Dieses Beschichtungsverfahren wird aktuell von einer Gruppe Studenten im Rahmen des sogenannten Modul KEP des Studienganges Maschinenbau teilautomatisiert gebaut. Das KEP (kooperatives Entwicklungsprojekt) ist ein eigenständiges Modul im Bachelor Maschinenbau (Semester 4 und 5), welches den Studierenden die Möglichkeit gibt, den gesamten Ablauf eines Projektes selbstständig zu durchlaufen. Ziele sind die Entwicklung von Ingenieur-, Projektmanagement- und Sozialkompetenzen, sowie dem interdisziplinären Denken. Es werden kleine Gruppen gebildet, welche unter Betreuung eines Professors das Projekt bewältigen.

Im vorliegenden Projekt, geleitet von Professor Frank Köster und Scott Dombrowe, soll das Beschichtungsverfahren analysiert, die Vorbehandlungsschritte unterteilt und geplant werden. Dazu gehört auch die konstruktive Umsetzung der Behälter, Heizer, Messtechnik und die Realisierung der Probenbewegung. Es schließt sich die praktische Umsetzung an. Über den Kontakt eines Studenten der Gruppe ergab sich die Möglichkeit für eine Exkursion zum Unternehmen Meiser, welches am Standort Oelsnitz eine große Feuerverzinkungsanlage betreibt.

Nach der Anreise wurden in einer kurzen Präsentation das Unternehmen mit dem Hauptsitz im Saarland, der Standort und seine Geschichte in Oelsnitz und das Produktspektrum vorgestellt. Professor Köster stellte anschließend die Hochschule Mittweida und die Arbeitsgruppe Galvano- und Oberflächentechnik vor.

Es schloss sich die Besichtigung der Feuerverzinkungsanlage an, welche 2020 neu in Betrieb genommen wurde. Die erfahrenen Mitarbeiter vor Ort erklärten den Produktionsaufbau und zeigten den kompletten Prozessablauf hautnah. Es bot sich die Möglichkeit reichhaltiger Gespräche und Fragen. Das Feuerverzinkungsbecken fasst ca. 350 Tonnen Zink und wird mit Spuren anderer Metalle versetzt. Abmessungen bis 9 Meter Länge sind möglich. Der Vorbehandlungsprozess ist vollständig automatisiert. Die Führung fand im laufenden Betrieb statt und gab detaillierte Einblicke in die Fertigungsprozessabläufe.

Wir möchten uns ganz herzlich bei der Firma Meiser Vogtland OHG für die Einladung und Führung im Unternehmen bedanken und freuen uns auf die Fortsetzung unserer Zusammenarbeit.

Bilder: Nadine Dorst (MEISER Vogtland OHG)
Text: M. Eng. Simon Kertzsch; Prof. Frank Köster