Fokus Forschung: Verantwortungsvoll in die Zukunft
Fokus Forschung: Verantwortungsvoll in die Zukunft
Seminar zu Ethik und KI im Maschinenbau
Wie können Ingenieurinnen und Ingenieure verantwortungsvoll mit Künstlicher Intelligenz umgehen? Welche ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sind bei der Entwicklung technischer Systeme zu beachten? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich Studierende des 4. Semesters im Studiengang Maschinenbau der Hochschule Mittweida im Rahmen des Seminars „Ethik im Ingenieurberuf“. Das Seminar fand im Kontext des Moduls „Grundlagen Produktionsbetrieb“ von Professor Leif Goldhahn statt und legte einen besonderen Schwerpunkt auf den ethischen Umgang mit KI-Technologien. Neben der Vermittlung zentraler ethischer Prinzipien wie Transparenz, Fairness, Datenschutz und menschlicher Kontrolle wurden auch die rechtlichen Grundlagen, insbesondere der risikobasierte Ansatz des europäischen AI Act , thematisiert.
Praxisnahes Lernen mit dem Projekt PAL
Ein zentrales Element des Seminars war die Vorstellung eines realen Anwendungsbeispiels aus dem Projekt PAL – PerspektiveArbeit Lausitz (www.pal-lausitz.de) durch die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Christina Pietschman. In einem PAL-Teilprojekt entwickeln die Mittweidaer Institute für Arbeitsforschung (InnArbeit) und für Künstliche Intelligenz (SICIM), ein Unternehmensnetzwerk und ein Industrieunternehmen gemeinsam ein Assistenzsystem zur Verbesserung der Ergonomie an Montagearbeitsplätzen. Das System nutzt Kameras und Mini-PCs, um Bewegungen und Körperhaltungen der Mitarbeitenden zu analysieren. Auf Basis etablierter Normen und ergonomischer Methoden gibt es ein Echtzeit-Feedback, wenn gesundheitlich kritische Haltungen erkannt werden. Ziel ist es, die Gesundheit der Mitarbeitenden langfristig zu schützen – und das unter klaren ethischen Bedingungen für die KI: Das System ist offline nutzbar, freiwillig aktivierbar und jederzeit abschaltbar.
Studierende diskutieren ethische Herausforderungen
Sehr engagiert diskutierten nun die Studierenden vier zentrale Fragestellungen zu dieser KI-Applikation:
1. Wie ist das Risiko der KI einzustufen?
2. Welche ethischen Prinzipien sind bei Entwicklung und Einsatz zu berücksichtigen?
3. Was bedeutet das konkret für die Systementwicklung?
4. Was muss beim Einsatz im Betrieb beachtet werden?
Die Ergebnisse führten die Studierenden mittels Metaplantechnik zusammen. Es zeigte sich ein hohes Maß an Reflexion und Verantwortungsbewusstsein. Die Studierenden betonten unter anderem die Bedeutung von Datenschutz, Transparenz, Freiwilligkeit und der Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer in den Entwicklungsprozess. Mitunter entstanden auch heitere Vorschläge, z. B. für einen „Sitzbeauftragten“ in der Firma, die zum Weiterdenken anregen.
Ein Seminar mit Weitblick
Das Ethikseminar zeigte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, technologische Innovationen mit gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden – eine Kompetenz, die für angehende Ingenieurinnen und Ingenieure von zentraler Bedeutung ist.
Text: Prof. Leif Goldhahn, Christina Pietschmann
Fotos: Christina Pietschmann (1), Prof. Leif Goldhahn