Wenn Forschung auf Lehre trifft und gemeinsam Innovationen entstehen, dann zeigt sich, wie moderne Hochschulbildung aussehen kann. An der Hochschule Mittweida wird dieser Anspruch im Lehrkonzept „Digital Skills and Products (DSP)“ täglich gelebt. Dieses mit dem Sächsischen Lehrpreis 2020 ausgezeichnete Konzept verfolgt das Ziel, Studierenden über die gesamte Studiendauer hinweg praxisnah digitale Kompetenzen und Produktentwicklungsfähigkeiten zu vermitteln. Dabei werden Lehre, Forschung, Transfer und Hochschulmanagement eng miteinander verzahnt – von der Vermittlung grundlegender Informatikkenntnisse bis hin zur Umsetzung komplexer, interdisziplinärer Projekte mit starken Partnern aus der Wirtschaft.
Fokus Forschung: Hochschulbildung trifft Wirtschaft
Fokus Forschung: Hochschulbildung trifft Wirtschaft
Forschung, Lehre und Wirtschaft vereint: Pipeline-Prototyp für KI-Anwendungen
In diesem Rahmen haben Studierende des Bachelor- und Masterstudiengangs Medieninformatik und Interaktives Entertainment über zwei Semester hinweg gemeinsam mit der domeba GmbH ein anspruchsvolles Praxisprojekt realisiert. Betreut wurde dieses von den Professoren Christian Roschke und Matthias Baumgart in Unterstützung durch die wissenschaftlichen Mitarbeiter Dominik Breck und Max Schlosser seitens des Institute for Computer Science and Media in Research and Transfer sowie von der domeba GmbH, insbesondere durch Dr.-Ing. Ruben Wittrin, Matthias Domes und Andreas Rosenbaum. Ziel war die Entwicklung eines Prototyps für eine Pipeline zur Erfassung, Versionierung und strukturierten Speicherung von Texten – ein entscheidender Baustein für die zukünftige Integration von Machine-Learning-Verfahren im Bereich Text-Retrieval.
Der entwickelte Proof of Concept adressierte eine wesentliche wissenschaftliche Fragestellung: Wie lassen sich heterogene Textquellen – von strukturierten HTML-Formaten bis hin zu unstrukturierten PDF-Dokumenten – so aufbereiten, dass sie als konsistente und qualitativ hochwertige Grundlage für KI-gestützte Verfahren dienen können? Um diese Herausforderung zu meistern, wurden Natural Language Processing (NLP) und Computer-Vision-Technologien gezielt kombiniert – ein Ansatz, der auch in der aktuellen Forschung zu Multimodal-Processing- und Information-Retrieval-Systemen hohe Relevanz besitzt. Dabei stand die Sicherstellung der Datenqualität im Mittelpunkt, da nur saubere, konsistente Daten valide Ergebnisse in späteren Machine-Learning-Anwendungen ermöglichen. Ziel war der Aufbau einer skalierbaren Pipeline, die Daten aus unterschiedlichen Quellen automatisiert erfasst, in ein einheitliches, strukturiertes Format überführt und Änderungen versioniert. Damit schafft das Projekt nicht nur einen praktischen Nutzen, sondern liefert zugleich eine belastbare Grundlage für weiterführende Forschungsarbeiten, etwa zur Entwicklung ML-gestützter Textsuch- und semantischer Analysesysteme.
Das Projekt verdeutlicht, wie praxisorientiertes Lernen mit realen Unternehmensanforderungen verbunden werden kann und wie aus dieser Verbindung ein echter Mehrwert für alle Beteiligten entsteht. Die Studierenden konnten ihre fachlichen Fähigkeiten in Informatik, Medieninformatik, Projektmanagement und Soft Skills gezielt vertiefen, praxisnah anwenden und dabei den gesamten Entwicklungszyklus eines komplexen Softwareprojekts durchlaufen – von der Anforderungsanalyse über die technische Umsetzung bis hin zur Qualitätssicherung. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Expertinnen und Experten von domeba erhielten sie wertvolle Einblicke in agile Entwicklungsprozesse, branchenspezifische Anforderungen und den Einsatz modernster Technologien im industriellen Umfeld. Gleichzeitig leisteten sie mit ihrem Prototyp einen substantiellen Beitrag zur Weiterentwicklung der integrierten Compliance-Management-Software von domeba.
Professor Christian Roschke resümiert: „Die Zusammenarbeit mit der domeba GmbH war geprägt von einem kontinuierlichen und konstruktiven Austausch fachlicher Expertise, Ideen und Rückmeldungen. Für dieses vertrauensvolle Miteinander möchten wir uns an dieser Stelle ausdrücklich bedanken. Der entwickelte Prototyp dient nicht nur als Grundlage für zukünftige KI-gestützte Such- und Analysesysteme, sondern stellt auch einen wichtigen Meilenstein in der gemeinsamen Entwicklung innovativer Technologien dar. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie die Hochschule Mittweida innovative Ideen und wissenschaftliche Expertise aus der Lehre gezielt in die Wirtschaft transferiert und so die Digitalisierung in Forschung, Praxis und Gesellschaft nachhaltig vorantreibt. Durch solche Kooperationen entsteht ein fruchtbares Innovationsökosystem, in dem Lehre, angewandte Forschung und Wirtschaft partnerschaftlich zusammenwirken.“
Text: Prof. Christian Roschke
Bild: mit freundlicher Genehmigung von domeba GmbH, 2025 (c)