Fokus Forschung: Wohnungstausch als Klimaschutz-Booster?

Fokus Forschung: Wohnungstausch als Klimaschutz-Booster?

Forschung, Veröffentlichungen, Forschungsprojekte

INIM-Studie zeigt enormes Potenzial

Symbolbild
Wohungstausch als Klima-Booster? - Titelbild der INIM-Kurzstudie

Kann ein Recht auf Wohnungstausch nicht nur den Wohnungsmarkt entspannen, sondern auch das Klima schützen? Eine aktuelle Kurzstudie des Instituts für Nachhaltigkeit und Immobilienwirtschaft (INIM) der Hochschule Mittweida liefert Antworten: Würde das Instrument Wohnungstausch flächendeckend eingeführt, könnte jährlich auf den Neubau von bis zu 132.000 Wohnungen verzichtet werden. Das Ergebnis: eine Einsparung von ca. 9,5 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors – ein Hebel, der bislang kaum Beachtung findet.

Die Studie, erstellt von Professorin Anika Möcker und ihrem Team aus der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen im Auftrag des WWF Deutschland, wurde am 20. November 2025 der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie zeigt, wie ein rechtlich verankertes Wohnungstauschmodell nicht nur soziale und ökonomische Vorteile bringt, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte.

Während der Vorstellung der Studie hat sich die Bundestagsabgeordnete Hanna Steinmüller für das Instrument Wohnungstausch ausgesprochen, ein entsprechender Gesetzvorschlag, der ein Recht auf Wohnungstausch ermöglicht, wurde im Bundestag eingereicht.

Die Idee ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Haushalte, deren Wohnfläche nicht mehr zu ihrer Lebenssituation passt, tauschen bedarfsgerecht ihre Wohnungen – wenn beispielsweise ältere Menschen allein in großen Wohnungen leben, während Familien dringend mehr Platz benötigen.

Mit einem rechtlich verankerten Wohnungstauschmodell ließe sich nicht nur die Wohnraumnutzung optimieren, sondern auch den Druck auf den Neubau von Wohnungen verringern. Weniger Neubau bedeutet weniger Ressourcenverbrauch, weniger Flächenversiegelung und vor allem weniger Treibhausgasemissionen. Außerdem kann Wohnungstausch zu einer gerechteren Verteilung von Wohnraum führen, Wohnraumreserven aktivieren und die Wohnkosten stabilisieren.

Umwelttechnisch können vor allem Treibhausgasemissionen aus dem Gebäudesektor eingespart werden, wie sie zum Beispiel bei der Herstellung von Baustoffen, deren Transport und vor allem durch die Betriebsphase von Gebäuden entstehen. Langfristig gesehen werden zudem Umweltauswirkungen durch Flächenversiegelung und zusätzliche Heiz- und Betriebsemissionen neuer Gebäude vermieden.

Die Kurzstudie rechnet vor, dass durch den Wohnungstausch weniger neue Gebäude entstehen müssen, was den gesamten „grauen Energie“-Anteil (Herstellung, Bau und Entsorgung) reduziert. Das ist besonders relevant, weil dieser Anteil oft über 40 % der Lebenszyklus-Emissionen eines Gebäudes ausmacht.

Mehr erfahren

Alle Details zur Methodik, den Berechnungen und weiteren Ergebnissen finden Sie in der vollständigen Studie unter: https://www.institute.hs-mittweida.de/webs/inim/forschungsprojekte/aktuelle-projekte/umweltschutzpotenzial-durch-mietwohnungstausch-in-deutschland/

Text: Prof. Anika Möcker, Marie-Luise Baldin
Grafik: KI (Open AI)
Foto: Prof. Anika Möcker